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Abstrakte Kunst

Peter Kusenberg über digitale Kunstwerke

Große Videospielfirmen setzen auf Titel wie »Fortnite« und »Call of Duty«, die sie über Jahre hinweg mit Kaufinhalten erweitern und so die Spieler/innen bei der Stange halten. Der neueste Clou nennt sich Non-Fungible Token (NFT), basiert auf der unter FDP-Schurken und Online-Erpressern beliebten Blockchain-Technologie, bekannt vor allem durch die Kryptowährung Bitcoin.

Die Firma Ubisoft programmiert für ihr Actionspiel »Ghost Recon Breakpoint« NFTs in Gestalt von Fahrzeugen, Waffen und Kleidung. Die virtuellen Gegenstände lassen sich sogar verkaufen, wobei der jeweilige NFT dann auch in anderen Spielen zum Einsatz kommen soll. Im Dezember vergab Ubisoft die NFTs zur Spieleinführung kostenlos, doch durch die Sammelleidenschaft der Spieler werden die Preise in die Höhe schießen, wie’s in der Kunst- und der Modebranche gang und gäbe ist.

Die NFT-Collage »Everydays: The First 5.000 Days« des Digital-Künstlers Mike »Beeple« Winkelmann wurde Anfang 2021 für die Rekordsumme von rund 69 Millionen Dollar versteigert; das integrierte NFT schützt die Verwertungsrechte, was Sammler zu beruhigen vermag, die Fälschungen und Diebstahl fürchten. Die Modebranche erzielt keine derart astronomischen Preise, doch die Aussichten sind glänzend. Kostete im März 2020 der Sneaker Gucci Virtual 25 im Laden 13 Euro, so waren für die einmalige NFT-Variante des Schuhdesigns im Downloadshop 800 Euro fällig. Die französische Firma RTFKT, zu deren Gründern der Games-Illustrator Brock Hofer gehört, verkauft Designsets von Schuhen mit NFT-Technik, wobei jeder Käufer ein Unikat erhält. Es dauert wenige Minuten, ein weiteres Designset zu erstellen, das Verkaufspreise von mehreren Hundert Dollar erzielt.

Wie die »FAZ« berichtet, sind neben Gucci die Modefirmen Nike und Dolce & Gabbana im NFT-Geschäft aktiv. Die Amsterdamer Firma The Fabricant (»Always digital, never physical«) verkauft ihre NFT-Schuhe, die dann in Videospielen eingesetzt werden können, auf der Blockchain-Plattform.

Die virtuellen Schlappen sind nicht nur einzigartig, sondern auch aufwendig produziert: Die Kilowattstunden, die für ihre »Herstellung« aufgewendet werden müssen, entsprechen dem Stromverbrauch eines durchschnittlichen Haushalts in anderthalb Monaten. Trotzdem schmücken sich die NFTs mit dem Ökolabel, denn immerhin fällt die lästige Hardwareproduktion weg.