VON konkret

Letzte Meldung vor Redaktionsschluss: »Zwei Jahrzehnte nach ihrem Sturz sind die Taliban am Sonntag ins Zentrum der Macht in Afghanistan vorgerückt. Nach ihrem blitzartigen Vormarsch feierten bewaffnete Kämpfer der radikalislamischen Miliz im Präsidentenpalast in Kabul ihren ›siegreichen‹ Feldzug gegen die afghanische Regierung.« Und während die Islamisten ihren Sieg in Kabul feierten, feierten die USA ihren in Washington: »Wir sind vor 20 Jahren mit einer Mission nach Afghanistan gefahren … Und mit dieser Mission hatten wir Erfolg«, sagte US-Außenminister Antony Blinken an jenem Tag, als die Taliban im afghanischen Präsidentenpalast zum Gruppenfoto posierten. Und auch in Berlin wurde ein Sieg gefeiert: »Für die Bundeswehr kann ich feststellen, dass sie die Aufträge, die sie vom Parlament erhalten hat, erfüllt hat, dass sie sicherlich auch in den kämpferischen Auseinandersetzungen bestanden hat«, erklärte die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) dem Deutschlandfunk drei Tage vor der Machtübergabe an die Taliban.

Zur Trübung solcher Siegeslaune wandte Hermann L. Gremliza bereits in der konkret-Ausgabe von Februar 2010 ein:

Der Krieg, den der Anschlag auf die Twin Towers erklärt hat und in den ein überforderter US-Präsident mit einem Schwung eingetreten ist wie in etwas, in das man besser nicht tritt, ist nicht nur nicht zu gewinnen, er wäre nicht einmal durch Kapitulation mehr zu beenden. Ziehen die USA aus dem Irak und Afghanistan ab, geht es nicht nur dort munter weiter, der Krieg zieht hinter ihnen her. Die Terroristen haben, klammheimlich oder erklärt, eine Welt hinter sich.

Darüber, was die Machtübergabe an die Taliban für Afghanistan und den Westen bedeutet, berichtet konkret in der Oktober-Ausgabe.

 

Die »Welt« feiert ihren 75. Geburtstag, und einer ihrer ehemaligen Chefredakteure sieht sich unter der Überschrift »›Enteignet Springer!‹ Die wohl erfolgreichste Kampagne der Bundesrepublik« zu einer längst überfälligen Verteidigung des Springer-Konzerns genötigt. Denn dass neben dem Protest gegen den Vietnam-Krieg der Hass auf Springer »das zweite verbindende Element der Studentenbewegung« gewesen sei, war mindestens ungerecht. Die Berichterstattung der »Welt« gestaltete sich schließlich »viel nuancierter, als die Aktivisten sehen wollen«.

Er muss Sätze wie »Die Saat der Radikalen geht auf« (»Welt«, Juni 1967) meinen oder nuancierte Analysen wie diese: »Auf keinen Fall dürften die deutschen Studenten in der hochmütigen Annahme bestärkt werden, dass sie mehr und andere Rechte haben als die deutschen Jungarbeiter. Die Dutschke-Studenten propagieren Klassenprivilegien. Man hat ihnen beizubringen, dass Deutschland eine Demokratie ist« (»Welt«, Dezember 1967).

Weil einige Studentinnen und Studenten aber auf diesem Gebiet Lernschwierigkeiten hatten, veranstalteten sie am 1. Februar 1968 das sogenannte Springer-Hearing der Kritischen Universität Berlin, bei dem der Schriftsteller Peter Schneider vortrug:

Reden wir heute davon, welche Verbrechen an der Gesellschaft die Springer-Presse begeht und warum Springer, den wir ja nicht eigentlich aufhängen, noch nicht einmal ins Gefängnis stecken, den wir ja nur in irgendeinem produktiven Beruf, beispielsweise als Herrenschneider, beschäftigt sehen möchten, warum Springer enteignet werden muss.

In der Jubiläumsausgabe der »Welt« schreibt Thomas Schmid (Ex-SDS) weiter: »Wenig später erscheint der Beitrag in der Zeitschrift konkret, zu deren Team auch Stefan Aust gehört.«

Es hat nichts gebracht, das Springer-Hearing war für die Katz, und bis heute haben weder Schmid noch Aust einen produktiven Beruf ergriffen. Dass der amtierende Chefredakteur der »Welt«, Ulf Poschardt, Mitte August seine verbliebenen Abonnenten verzweifelt per Videobotschaft mit den Worten »Bitte nicht! Bitte nicht!« von der Kündigung ihres Abos abzuhalten versuchte, spendet aber doch etwas Trost.

 

Am 22. September um 19.30 Uhr diskutieren die konkret-Autoren Thomas Ebermann und Stefan Dietl in Potsdam über die Pandemie. Einen Ausgangspunkt für ihre Vorträge und die anschließende freundschaftliche Kontroverse bildet Ebermanns kürzlich in der Reihe konkret texte erschienenes Buch Störung im Betriebsablauf. Systemirrelevante Betrachtungen zur Pandemie, das über den Verlag bestellt werden kann.

 

Es lässt sich nicht vermeiden: konkret wird teurer, bleibt dafür aber weiterhin besser. Ab Heft 10/21 kostet die Zeitschrift im Handel 6,50 Euro. Der Abo-Preis bleibt bis Anfang nächsten Jahres unverändert. Die Preiserhöhung wird uns nicht reich machen; sie deckt nur die seit Jahren gestiegenen Kosten für Produktion und Vertrieb. Schüler/innen, Studenten und Studentinnen haben die Chance (sofern sie in Deutschland wohnen), bis zum 31. Dezember 2021 ein konkret-Jahresabo zum Spottpreis von 30 Euro abzuschließen.