VON konkret

Mehr als 12.000 Menschen sind nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos obdachlos. Sie waren jahrelang nicht nur Kälte, Hunger und Durst, sondern auch dem rassistischen Mob der einheimischen Bevölkerung und seiner Polizei ausgeliefert. Nun sind einige von ihnen so verzweifelt, dass sie sich in den neu errichteten »geschlossenen« Zeltlagern der griechischen Regierung einbuchten lassen.

Und die hiesigen Fremdenfeinde? Die Betroffenheit, die deutsche Politiker, Promis und Medienfuzzis bei ihrem Elendstourismus in Flüchtlingslager, Kriegs- und Katastrophengebiete spazierentragen, hatte noch nie den Zweck, Migranten zu helfen. Die Menschen aus Moria könnte man in einer mittelgroßen deutschen Stadt unterbringen, ohne dass irgendwer, der es nicht darauf anlegte, etwas davon mitbekommen würde. Warum es nicht geschieht, erklärt die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«:

Es steht außer Frage, dass geholfen werden muss. Alle oder die meisten nach Deutschland zu holen, wäre hinsichtlich der Zahl kein Problem. Das Signal wäre gleichwohl falsch.

Notwendig, problemlos und falsch?

Wenn der gesellschaftliche Frieden also als ein hohes Gut akzeptiert ist, dann kann der Umgang mit den Menschen aus Moria nur das Ergebnis vorsichtiger Abwägung sein.

Was nichts anderes bedeutet, als dass man den deutschen Rassismus am besten dadurch bekämpft, dass man ihn rassistisch bedient. Darauf sind denn auch die Vertreter jener Humanität, christlichen Nächstenliebe und westlichen Werte gekommen, die sich jetzt lautstark und inbrünstig zu Wort melden und die sofortige Aufnahme von 50 bis 5.000 Flüchtlingen fordern. Sie aber sind das letzte, was diese gebrauchen können.

 

Die Septemberausgabe der konkret erschien unter anderem mit der Titelzeile: »Pflichtfach Rassenkunde – die Waldorfpädagogik«. Daraufhin bekam konkret Post vom Anwalt des Bunds der Freien Waldorfschulen e. V., der ein Unterlassungsbegehren gegen diese Titelankündigung geltend machte. Natürlich wollte die Redaktion nicht behaupten und behauptet sie nicht, dass es ein Unterrichtsfach »Rassenkunde« gibt oder dass gegenwärtig »rassenkundliche« Lehrinhalte vermittelt werden. Die Titelankündigung bezieht sich auf die im Artikel geäußerte Kritik an den Grundlagen der Waldorfpädagogik des Rudolf Steiner. Sollte der Bund der Waldorfschulen an seinem Begehren festhalten, könnten Prozesskosten anfallen, für deren Begleichung konkret auf Ihre Hilfe angewiesen wäre.

 

Unter dem Titel »Re:Kapitulation« veranstaltet das Freiland Potsdam unter Mitarbeit von konkret eine Konferenz, die sich gegen die nationalistischen Feierlichkeiten richtet, die am 3. Oktober zum 30. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung drohen. Wenn Corona etwas Gutes hat, dann, dass diese Feierlichkeiten diesmal weniger »rauschend« ausfallen werden: Man hat sich mit einer »Einheits-Expo« in 30 Glaskästen beschieden (siehe S. 24). Warum das immer noch schlimm genug ist, werden Debatten und Vorträge unter anderem mit Jutta Ditfurth, Thomas Ebermann, Thorsten Mense und Friederike Gremliza klären. Die Konferenz findet vom 2. bis 4. Oktober in den Räumlichkeiten des Freiland, Friedrich-Engels-Straße 22, 14473 Potsdam statt. Weitere Informationen finden Sie unter: www. re-kapitulation.org/kongress/

 

Anfang Oktober erscheint als konkret texte-Band 79 von Johannes Simon und Paul Simon: »Eine Welt voller Wut«. Donald Trump und das Ende der US-Hegemonie. Das Buch zeichnet die gesellschaftlichen Konflikte und die Brüche in der politischen Ökonomie der USA nach, an denen Trumps Populismus ansetzt, und versucht zu erklären, welche Entwicklungen die älteste Demokratie des Westens an den Abgrund geführt haben, an dem sie steht. Anders als in den üblichen Darstellungen erscheint Trump in dieser Analyse nicht wie ein Betriebsunfall, sondern wie das schlüssige Resultat gesellschaftlicher Prozesse der vergangenen Jahrzehnte. Der Band hat 196 Seiten und kostet 19,50 Euro. Er kann ab sofort beim Verlag bestellt oder über den Buchhandel bezogen werden.