Kleine Nachbetrachtung zur Affäre Wolff

Von Bernhard Torsch

Anlässlich des Radaus um Fabian Wolff sei den vermutlich noch zahlreichen weiteren Hochstaplerinnen und Hochstaplern, die sich im deutschen Sprachraum als Juden ausgeben, um daraus eine publizistische Karriere zu zimmern, gesagt: Legt nicht Hand an euch, wenn ihr enttarnt werdet! Von eurem Suizid hat niemand etwas. Bittet die, die ihr getäuscht habt, allen voran Jüdinnen und Juden, um Entschuldigung und lernt aus euren Fehlern! Und vergesst nicht, dass schon in wenigen Monaten sich kaum jemand mehr eurer Münchhausenerei erinnern wird! Es gibt viele andere, sogar ehrenwerte Berufe, die ihr ergreifen könnt, auch wenn diese sicherlich nicht so angenehm sind wie der des vorgeblichen Juden, der in Texten schreibt und in Talkshows sagt, was Nichtjuden gerne lesen und hören.

Den Juden, die sich von Kostümjuden wie Wolff verletzt fühlen, möchte ich folgenden Trost zukommen lassen, auch wenn ich wünschte, ich könnte ihn in erfreulichere Form packen: Je unverschämter der Antisemitismus wieder um sich greift, desto seltener werden jene werden, die sich zu Juden machen. Wenn, was sich schon abzeichnet, die Nachfrage nach tatsächlichen oder vorgeblichen Juden nachlässt, die den Druck des Gewissens der Nachkommen und Erben der Nazis lindern, indem sie Israel dämonisieren oder Juden in Deutschland erklären, wie sie sich zu deutscher Politik zu positionieren hätten, wird auch die Zahl der Nichtjuden schrumpfen, die sich selbst zu Juden erklären.

Den Nichtjüdinnen und -juden, die die Affäre verfolgen und ihren Kommentarsenf kaum noch zurückhalten können, sei ausgerichtet: Wie Juden und Jüdinnen auf Hochstapler reagieren, wen sie als Juden anerkennen und wen nicht und was sie sonst in bezug auf jüdische Belange sagen, schreiben oder machen, überlasst ihr bitte den Jüdinnen und Juden! Die wissen schon selber, was sie mögen und was sie nicht mögen, und sie sind, Überraschung, nicht immer einer Meinung, da Juden, nächste Überraschung, so viele verschiedene Ansichten, Gefühle und Überzeugungen haben wie die Mitglieder jeder anderen Gruppe von Menschen auch. Seid also, meine lieben Mit-Nichtjuden, ein bisschen weniger dumm und herzlos. Und wenn ihr das nächste Mal im Café »Zum großen Blabla« sitzt und der Kellner fragt, was es sein dürfe, Beschneidungsdebatte oder Golanhöhen, dann sagt, ihr wärt nur zum Saufen gekommen, nicht zum Unsinnreden.