Welle machen

Im Propagandakrieg geraten Russia Today und Deutsche Welle unter die Räder. Von Bernhard Torsch

Wenn sich derzeit Russland und Deutschland eine kleine Propagandaschlacht liefern, indem sie das jeweilige staatliche Sprachrohr des andern – die Deutsche Welle (DW) und Russia Today (RT) – verstopfen, darf man getrost zu Popcorn greifen, statt für eine Seite Partei zu ergreifen, denn antisemitische Dreckschleudern sind sie beide.

Seit sie im Zweiten Weltkrieg von der Roten Armee die Hintern versohlt bekamen, ist ein nicht unerheblicher Teil der Deutschen russophil, denn der autoritäre Charakter bewundert den, der stärker ist als er selbst, und heute sind die größten Putin-Fans nicht mehr Kommunisten, sondern die Arschlöcher für Deutschland und andere neue Nazis. Eine ähnliche Liebe zum Volk der deutschen Täter entwickelte sich in Russland zwar nicht in der Breite der Bevölkerung, aber die durchweg rechtsradikalen und rassistischen »Intellektuellen«, die die russische Debatte seit dem Ende der Sowjetunion dominierten, fanden Deutschland ebenso attraktiv wie die Oligarchen, die dort gierige Abnehmer von Rohstoffen sowie Wäscher unversteuerter Gewinne rekrutieren konnten.

Doch muss das Herz schweigen, wo das kontinuierliche Verbrechen namens Geopolitik auf den Plan tritt, und obwohl Deutschland Putin zuzwinkerte, indem es der Ukraine ein paar Stahlhelme statt Waffen schickte, musste es doch dem Drängen der Nato-Bosse nachgeben und wenigstens symbolisch so tun, als wäre es mit der russischen Reaktion auf das Heranrücken des westlichen Kriegsbündnisses an dessen Grenzen nicht einverstanden. Also fanden sich alsbald allerlei Vorwände, um RT Deutschland eine Sendelizenz vorzuenthalten, was wiederum Russland damit quittierte, die Büros der DW in Moskau zu schließen und deren Mitarbeitern die Akkreditierung zu entziehen.

Schön und der politischen Verblödung immerhin nicht zuträglich wäre es, wenn sowohl RT Deutschland als auch die DW in Russland für immer das Senden bleibenlassen müssten. RT ist eine Freakshow mit Desinformationsauftrag, in der alles zu Wort kommt, von dem der Kreml meint, es könne dem Westen schaden. Da darf sich der Hamas-Fan Martin Lejeune ebenso ausrotzen wie trotzkistische Waldschrate, die man in verstaubten Antiquariaten aufgestöbert hat. Die DW, wie eine externe Untersuchung kürzlich ergab, war sehr umtriebig, ihre Büros in Nahost mit Antisemiten und Holocaust-Leugnern zu füllen. Und im Hass auf Juden und den jüdischen Staat sowie im dumpfen Antiamerikanismus harmonieren DW und RT wie frisch Verliebte.