LINKS & RIGHTS

Zu Markte

Veronika Kracher über das Onlineportal Only Fans

Die sogenannte Gig-Economy des Neoliberalismus, also die unter dem Label Flexibilität vermarktete prekarisierte Pseudoselbständigkeit, hat inzwischen auch das Pornobusiness erreicht. Zwar war dieses Geschäftsfeld immer schon durch die Ausbeutung und Kommodifizierung des weiblichen Körpers charakterisiert, mit der Plattform Only Fans wird dies nun aber als Empowerment verkauft.

Bei Only Fans handelt es sich um ein Onlineportal, auf dem Nutzer/innen Inhalte – oft, aber nicht ausschließlich erotischer und pornografischer Natur – anbieten, die gegen einen monatlichen Beitrag abonniert werden können. Die Seite wurde 2016 gegründet und verzeichnet inzwischen über zwei Millionen sogenannte Content Creators und 130 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten. Die Content Creators behalten 80 Prozent ihrer Einnahmen, 20 Prozent gehen an das milliardenschwere Unternehmen.

Nur sind diese Einnahmen bei weitem nicht so hoch, wie die Plattform suggeriert. Zu den Top-Verdienerinnen zählen einige wenige, die öffentlich von ihren hohen Einnahmen berichten und so gerade solchen Frauen, die von der Pandemie finanziell gebeutelt sind, den Eindruck vermitteln, ihre Lage durch einen Account verbessern zu können. Sonderlich selbstbestimmt oder feministisch ist an der Plattform nichts: Das Bild des weiblichen Körpers als Ware wird normalisiert, und er wird leichter zugänglich gemacht, indem Sexarbeit als gewöhnlicher Nebenjob für junge Frauen vermarktet wird. Letztlich profitieren von Only Fans natürlich vor allem Männer.

Nachdem die Seite unter anderem wegen des Zeigens von nicht einvernehmlich veröffentlichtem Material und minderjährigen Nutzerinnen in die Kritik geraten war und sich zudem mit einer Erhöhung der Gebühren von mit der Plattform verknüpften Zahlungsanbietern wie Visa konfrontiert sah, sollten ab Oktober 2021 erotische Inhalte gelöscht werden. Ein solches Verbot wurde etwa auch von konservativen Kräften wie der Republikanerin Ann Wagner propagiert, der es weniger um eine feministische Kritik als um die Dämonisierung von Nacktheit überhaupt geht. Nach heftiger Kritik von Content Creators und Abonnenten wurde dieser Plan jedoch zurückgenommen.

Bei der Verurteilung von Sexarbeiterinnen anstelle ihrer Klientel wie auch bei der Romantisierung von sexueller Selbstausbeutung handelt es sich um zwei Seiten derselben Medaille – und die trägt das warenproduzierende Patriarchat um den Hals.