Netanjahus Jux

Jeder US-Präsident muss irgendwann einen »Friedensplan« für den Nahen Osten vorlegen. Trump ist da keine Ausnahme. Im Wahlkampf hat er sich damit gebrüstet, hier sein Meisterstück als Dealmaker zu machen, inzwischen ist die Sache offenbar etwas tiefer gehängt.

Das hat ausnahmsweise einmal nichts mit der Trumpschen Unfähigkeit beim Verhandeln zu tun – sondern damit, dass niemand an einem Abkommen interessiert ist: die Israelis nicht, weil sie wissen, dass es keinen Partner auf der anderen Seite gibt, der willens wäre, die notwendigen Zugeständnisse zu machen, und sie also lieber bei einem einigermaßen stabilen Status quo bleiben, als Verhandlungen zu führen, bei denen sie nur verlieren können; und die Palästinenser nicht, weil sie auf der geopolitischen Prioritätenliste derzeit recht weit unten stehen und sie ihr wirksamstes Unterpfand, den Aufschrei der Weltöffentlichkeit, nicht wirkungsvoll zum Einsatz bringen können.

So sah der Trumpsche Friedensplan, in enger Tuchfühlung mit der israelischen Regierung entworfen, dann auch aus: nicht dazu gedacht, von irgendeiner Seite ernst genommen zu werden. Netanjahu zumindest dürfte seinen Spaß gehabt haben: Im Gegenzug für den Verzicht auf alle ihre Forderungen bekommen die Palästinenser trotzdem keinen Staat – aber dafür das Versprechen, dass die USA mal rumfragen, ob irgendwer 50 Milliarden Dollar überhat. Dass die Saudis und ihre Verbündeten, die das Palästina-Problem liebend gern von der Backe hätten, um mit Israel gemeinsam den Iran in die Schranken zu weisen, sich genötigt sahen, in der Arabischen Liga geschlossen gegen den Plan zu stimmen, muss man auch erst einmal hinbekommen.

Wohl der einzige, der die Sache wirklich ernst genommen hat, ist Trump-Schwiegersohn Jared Kushner. Im Weißen Haus darf er sich, außer um Mexiko, die Opiatkrise und »innovative Regierungsideen«, auch um den Nahen Osten kümmern; so gelang es ihm etwa, die Regierung Katars dazu zu überreden, ihm eine milliardenschwere Investitionsruine in Manhattan abzunehmen. Umso beleidigter war er, auf wie wenig Gegenliebe sein großer Wurf stieß, und das, obwohl er doch, wie er mehrfach kundtat, 25 Bücher zum Thema gelesen hatte! Schimpfen tat er vor allem mit den Palästinensern, die sich mit ihrer Ablehnung des »Friedensplans« nur wichtig machen wollten. Was natürlich das diplomatische Genie des bescheidenen Nichtsnutzes nur unterstreicht. Auch das dürfte Netanjahu, der ja dieser Tage ansonsten wenig zu lachen hat, ein paar heitere Momente verschafft haben, und das ist ja auch nicht nichts.

Lars Quadfasel