Raum zum Hassen

Stefan Gärtner über Nuancen des Antisemitismus bei BDS-Aktivisten

Der Bundestag hat eine neue Antisemitismus-Resolution verabschiedet, und »manche Politikerinnen, insbesondere bei den Grünen« hätten laut »SZ« gern eine »neuere Antisemitismus-Definition« berücksichtigt, »die Kritikern Israels mehr Raum zum Atmen lässt. Dazu zählt etwa die Jerusalem Declaration, und darin heißt es: ›Boykott, Desinvestition und Sanktionen sind gängige, gewaltfreie Formen des politischen Protests gegen Staaten. Im Falle Israels sind sie nicht per se antisemitisch.‹« 

Keine Woche später berichten Stefan Lauer von der Amadeu-Antonio-Stiftung und der britisch-deutsche Journalist Nicholas Potter (siehe konkret 11/23) in einem langen Interview ebenda vom gewaltfrei israelkritischen Klima in der Club-Szene: »Die Boykottbewegung BDS funktioniert oft als Einstiegsdroge … Ein sehr autoritäres Weltbild, die Verharmlosung und Verherrlichung von islamistischen Terrororganisationen, Pressefeindlichkeit gehören in relativ großen Teilen der Szene immer stärker zum Konsens. … Der Berliner Club About Blank hat sich in öffentlichen Statements sehr differenziert und voller Mitgefühl sowohl für die Opfer der Hamas-Morde am 7. Oktober als auch zur schrecklichen Situation der Palästinenser im Gazastreifen geäußert. Eine blinde Verteidigung der rechten israelischen Regierung kann man dem Club sicher nicht vorwerfen. Nachdem das About Blank im August eine Soli-Party für die Überlebenden des Nova-Festivals veranstaltet und einen Dokumentarfilm über das Massaker bei diesem Festival gezeigt hatte, wurde es regelrecht terrorisiert. Das Clubgelände wurde mit Fäkalien beworfen, es gab einen Anschlag mit Buttersäure. Mitarbeitende wurde beleidigt und bedroht, das Gebäude wurde mit dem roten Dreieck bemalt, mit dem die Hamas ihre Terrorziele markiert. Das sind rabiate Einschüchterungsversuche. Das About Blank und das linke Kulturzentrum Conne Island in Leipzig gehören zu den sehr wenigen Clubs, die sich deutlich gegen den Terror der Hamas positionieren. … Für ihre Kritik am Antisemitismus werden sie angefeindet. BDS kennt keine Nuancen.«

Gut, dass Boykott, Desinvestition und Sanktionen im Falle Israel nicht per se antisemitisch sind und die Nuancen zählen, die Boycott, Divestment and Sanctions nicht kennt.