Lobo, mach mal Paus!

Moritz Hürtgen über die Elterngelddebatte

Von vorne: Lisa Paus, grüne Familienministerin, hatte sich für 2025 satte zwölf Milliarden Euro für die Kindergrundsicherung gewünscht. Finanzminister Christian Lindner (kinderlos, FDP) trug als Merkposten jedoch nur etwas mehr ein, als seine Hochzeit mit einer »Welt«-Reporterin auf Sylt gekostet hatte: zwei Milliarden.

Und in dieser Not kam man in Paus’ Haus auf die Idee, den Anspruch auf das Elterngeld künftig nicht nur Paaren zu verwehren, die ein zu versteuerndes jährliches Einkommen von 300.000 Euro übertreffen, sondern den Grenzwert radikal auf 150.000 abzusenken. Wer wenigstens um die 180.000 brutto verdient, kann zwar in Elternzeit gehen, bekommt aber in dieser Zeit nicht die monatlich maximal 1.800 Piepen ausgezahlt.

»Betroffen« sind also Paare oder Alleinerziehende, denen im Monat circa 8.000 Euro netto oder mehr zur Verfügung stehen. Davon lässt sich, sollte man meinen, locker ein Tesla leasen und ein knuspriges Häuschen im Speckgürtel abbezahlen. Jedoch: »Das Elterngeld ist keine Sozialleistung, es soll dazu motivieren, dass auch Männer mehr Verantwortung in der Familie übernehmen«, weiß SPD-Chef Lars Klingbeil, in dessen Büro eine E-Gitarre steht.

Und so sehen das auch Jule Lobo (Podcasterin, Heimatzerrissene) und Tina Ruthe (Influencerin, Doppelmama), die mit ihren Gatten Sascha Lobo (Internetexperte, Fachmann für Politik und Gesellschaft) und Ralph Ruthe (Cartoonist, Nervsack) leicht die Million knacken. Sie warben für die Petition einer Verena Pausder – Erbin eines Textilunternehmens, ehemalige Aufsichtsrätin bei Comdirect (Commerzbank), FDP-Großspenderin. Pausder zieht gegen Paus’ Pläne ins Feld, sieht einen Angriff auf die »Mittelschicht« und teilt auf Instagram rührselige Nachrichten von Familien, die nun vor der Gehaltserhöhung zittern, die sie über Paus’ geplanten Grenzwert stoßen und ins Nichts fallen lassen würde.

Bitte nicht falsch verstehen: Der Staat sollte unbedingt Geld in die Hand nehmen, damit potente Männer wie Lobo und Ruthe mal ein Jahr lang nicht arbeiten. Wenn sie nicht publizieren, profitieren alle. Es geht durchaus ums Gemeinwohl. Nur eines fällt auf: Für Eltern, die für wenig Geld viel arbeiten und nicht mal Anspruch auf 700 Euro Elterngeld haben, interessiert sich wie immer – kein Schwein.