VON konkret
Am 27. Dezember 2008 begann die Operation Gegossenes Blei, mit der das israelische Militär auf den jahrelangen Beschuss israelischer Städte mit Qassam- und Katjuscha-Raketen reagierte. In konkret 2/09 beschrieb Hermann L. Gremliza unter dem Titel »Hamas’ little helpers« die mediale Reaktion der Deutschen auf den damaligen israelischen Versuch, Terrorstrukturen der Hamas im Gazastreifen zu zerstören:
Von links über Steinmeiers Mitte bis ganz rechts und quer durch den publizistischen Gemischtwarenhandel war die Nation einig, daß Tausende Raketen auf israelische Städte und Dörfer, darunter 538 während der »Waffenruhe« zwischen Juni und Dezember, die Juden keineswegs berechtigten, Waffenlager und Nachschubtunnel zu bombardieren, zumal es ja bloß »primitive, ungezielte Raketen« waren, »selbstgebastelt« in rührender Heimarbeit.
Damals waren die Terroristen »Radikale«, »Militante« oder einfach »Kämpfer«, der in Gaza ansässige Verein für Völkermord »die Hamas-Bewegung« und im Deutschlandfunk hieß es: »In Berlin demonstrierten tausend Menschen ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk.« Wie man heute über den »palästinensischen Widerstand« (»Junge Welt«) spricht und schreibt, ist in Stefan Gärtners Kulturkolumne auf Seite 23 nachzulesen, und dass die antiimperialistische Linke, deren Sprachrohr die »Junge Welt« ist, auch diesmal dem palästinensischen Terror gegen Israel viel Erfolg wünscht, erfährt man von Marten Brehmer auf Seite 12. Denn geändert hat sich kaum etwas: Damals war es der außenpolitische Sprecher der Linkspartei, Norman Paech, der erklärte, die Israelis hätten »ein Massaker unter der Bevölkerung des Gazastreifens angerichtet«: »Wie jedes Volk unter rechtswidriger Besatzung haben auch die Palästinenser ein Recht auf Widerstand. Für eine rechtswidrige Besatzung gibt es aber kein Recht auf Verteidigung.« Heute heißt es am Tag des palästinensischen Überfalls in der »Jungen Welt«: »Gaza schlägt zurück – palästinensische Kämpfer greifen auf breiter Front an«, und die »UZ«, Organ der DKP, titelt sechs Tage später: »Völkermord in Gaza«. Judenhass scheint der einzige Nenner zu sein, den West und Ost, Globaler Norden und Süden teilen. Unter diesen Umständen bleibt Israel nur, den Konflikt so unter Kontrolle zu halten, dass Juden zumindest in diesem Staat in relativer Sicherheit leben können.
Marco Tschirpke, bekannt nicht nur für seine Gedichtkolumne in konkret, sondern auch für die kongeniale Vertonung der Gedichte von Peter Hacks und die geniale seiner eigenen, hat eine neue CD aufgenommen. »Lapsuslieder 5« versammelt 42 Stücke und macht Verse, die man zum Teil auch in konkret nur lesen konnte, als musikalische Miniaturen hörbar.
Thomas Blum und Inga Waßmuß sind mit der letzten Ausgabe aus der konkret-Redaktion ausgeschieden. An ihre Stelle treten Peer Heinelt und Elena Wolf.
2014 schrieb Stephan Grigat in seinem konkret-texte-Band Die Einsamkeit Israels (Nr. 64): »Die Existenz von Antisemitismus in der globalen Linken ist heute evident. … Im Antizionismus tritt er als eine spezifische Form des Antisemitismus auf, der sich aus Mangel an konkreten Hassobjekten gegen den kollektiven Juden, den Staat Israel, richtet. Dass die im Antizionismus angelegten Vernichtungsphantasien nicht Realität geworden sind, verdankt sich einzig und allein der israelischen Staatsgewalt.« Das Buch ist weiterhin über den Buchhandel und den Verlag (https://konkret-magazin.shop/) erhältlich.