VON konkret

Vorletzte Meldungen zum Titelthema: In den USA und in Großbritannien halten Denkmäler für Sklavenhalter und Verbrecher des Kolonialismus dem Druck einer breiten antirassistischen Bewegung nicht länger stand. Das Pentagon zieht in Erwägung, Kasernen, die nach Konföderierten-Offizieren heißen, umzubenennen. Der Streamingdienst HBO Max nimmt »Vom Winde verweht«, den Unterhaltungsfilm für den verhinderten slave owner, aus dem Netz. Auch »Cops«, die Dauerwerbesendung für den robusten Polizeieinsatz, fliegt aus dem Programm. Und die BBC hat die Folge »The Germans« der Comedy-Serie »Fawlty Towers« aus ihrem Streaming-Angebot genommen, um sie, wie es heißt, auf rassistische Äußerungen zu prüfen.

Im deutschen Augustdorf steht, pars pro toto, stolz die Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne und in Hamburg ein Kriegsklotz genanntes Denkmal, auf dem in großen Lettern steht: »Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen«. Da lässt sich wohl nichts machen: Laut deutschem Grundgesetz darf hierzulande kein Bürger wegen »seiner Rasse« benachteiligt werden – und das gilt eben auch für Arier.

Ein Leser, der von März 2019 bis Mai 2020 in einer deutschen Justizvollzugsanstalt eingesperrt war und ein konkret-Freiabo für Gefangene beziehen wollte, macht die Redaktion darauf aufmerksam, dass er nach Bezug der ersten Ausgabe folgende Nachricht einer Regierungsinspektorin erhielt:

Sehr geehrter Herr S.,

Sie beziehen aktuell ein Abonnement der Zeitschrift konkret. Nach umfassender Prüfung teile ich Ihnen mit, dass der Besitz dieses

Mediums das Ziel des Justizvollzugs gefährdet und daher zu versagen ist. Ich fordere Sie hiermit auf, dass (!) Abonnement dieser Zeitschrift umgehend zu kündigen. Ab sofort werden Ihnen keine Ausgaben dieses Mediums mehr ausgehändigt werden.

Nach einer Beschwerde des Gefangenen, in der er gegen die Entscheidung mit Verweis auf seine Informationsfreiheit protestierte, stellte die JVA eine Anfrage beim Verfassungsschutz, der ebenfalls empfahl, dem Gefangenen die Zeitschrift künftig nicht mehr auszuhändigen. Am Ende musste die Gefängnisbehörde sich aber geltendem Recht beugen und ihre Zensurmaßnahme zurücknehmen. Das Heft wurde dem Inhaftierten wieder zugestellt.

Die Redaktion nutzt die Gelegenheit für den Hinweis, dass Gefangene diese Zeitschrift zu vergünstigten Konditionen beziehen können: auf dass konkret auch das Ziel Ihres Justizvollzugs gefährde!

 

»Der Spiegel« hat einen schrecklichen Verdacht: »War … Heuss, einer der Gründerväter der Republik, ein US-Agent?« Als wäre diese Information nicht Peanuts verglichen mit der, die man in konkret bereits im November 1985 lesen konnte, dass nämlich Theodor Heuss, der »große Demokratieerzieher der Westdeutschen« (»Spiegel«), »im Deutschen Reichstag das Patschhändchen lieber für den Führer hob als für Thälmann«. Ein Vorgang, der dem Leitmedium des investigativen Journalismus im Jahre 2020 verständlicherweise keine Erwähnung wert ist.

 

Mira Landwehrs Buch »Vier Beine gut, zwei Beine schlecht«. Zum Zusammenhang von Tierliebe und Menschenhass in der veganen Tierrechtsbewegung (konkret texte 77) sorgt in der Öko- und Tierrechtsszene weiter für Debatten. Die Antifa-Zeitung »Lotta« schreibt darüber: »Es bleibt der Eindruck, dass Teile der veganen Tierrechtsszene nicht verstanden haben dürften, dass ihr Impetus, ›unpolitisch‹ zu sein, dort nach hinten losgeht, wo Menschenfeindlichkeit, gepaart mit Rassismus und Antisemitismus, Grundlage ihrer Tierliebe ist ... Vorwürfe aus Teilen der veganen Tierrechtsszene, Landwehr träfe verallgemeinernde Urteile, sind jedenfalls unbegründet, so ausgewogen und transparent wie die Autorin bei ihren Beispielen bleibt.« Landwehrs Buch ist lieferbar und kann für 15 Euro über den Verlag oder im regulären Buchhandel bezogen werden.

 

Mit dieser Ausgabe verabschiedet sich Marit Hofmann, die fast 23 Jahre lang einen Kulturteil auf die Beine gestellt hat, der nicht nur den Kulturbetrieb vorgeführt, sondern die Kunst dabei unterstützt hat, sich aus seinen Fängen zu befreien. Liebe Marit, konkret dankt Dir und wünscht Dir für Deine künftigen Vorhaben alles Gute.