Gender Trouble

Gender Trouble

Der Film Jacky im Königreich der Frauen will endlich mit allen "Genderklischees aufräumen". Deshalb porträtiert er herrische Frauen und unterdrückte Männer. Emanzipatorisch ist das nicht. Von Laura-Solmaz Litschel.

Gender Trouble

18.02.2015 12:02

Regie: Riad Sattouf, mit Charlotte Gainsbourg, Vincent Lacoste und Michel Hazanavicius; Frankreich 2014 (Pandastorm Pictures); 90 Minuten; ab 19. Februar 2015 im Kino

Was wäre, wenn nur Frauen an der Macht wären? Wären tyrannische Herrscherinnen und unterdrückte, schwache Männer, die sich »unmännlich verhalten« und auch noch gerne so kleiden wie sonst meist Frauen, nicht voll die Witzfiguren? Dann muss der Stoff doch eine gute Grundlage für eine Komödie sein.

Solche Gedanken müssen den französischen Filmemacher und Comiczeichner Riad Sattouf, der auch für »Charlie Hebdo« arbeitet, umgetrieben haben, als er »Jacky im Königreich der Frauen« (ab 19. Februar im Kino) ersonnen hat. Herausgekommen ist ein Film, der es, als »politisch unkorrekte Satire « angekündigt, schafft, die Erwartungen noch zu unterbieten. Da es anscheinend Sexismus in Europa schon lange nicht mehr gibt, spielt der Film in einem utopischen Staat ganz weit weg, einer Mischung aus Korea und Afghanistan: In der sozialistisch anmutenden Volksrepublik Bubunne müssen Männer eine Art Burka tragen, sich um den Haushalt kümmern und sind täglich sexueller Belästigung durch Frauen ausgesetzt. Wenn sie heiraten, bekommen sie eine Leine um den Hals, damit ihre zukünftige Herrin sie bequem spazieren führen kann. Protagonist Jacky hütet Haus und Hof seiner Mutter und verliebt sich in die Tochter und zukünftige Nachfolgerin von Bubunnes großer Führerin. So weit, so Klischee – nur eben mit umgekehrten Geschlechtszuschreibungen, was auch schon der ganze Witz ist.

Es zeigt sich wieder einmal: Wenn Männer Frauenkleider anziehen, ist das noch lange kein emanzipatorischer Akt. Auch wenn Sattouf »endlich mal mit allen Genderklischees aufräumen« will, bestätigt der Film sie eher: Die Männer benehmen sich wie »richtige« Frauen, sie kämmen und schminken sich, schmieden Intrigen, kichern, weinen, wimmern, nerven, was das Zeug hält, und wollen eigentlich nur eins: geheiratet werden! Besonders laut lachen werden über sowas nur Zuschauer/innen, die sich ihres gesellschaftlichen Status und ihrer Geschlechtsidentität total sicher sind.

Laura-Solmaz Litschel