Unter dem Sand

Unter dem Sand

Der dänische Regisseur Martin Zandvliet widmet sich einem wenig beachteten Teil der dänisch-deutschen Nachkriegsgeschichte: der Landminenräumung am sogenannten Atlantikwall. Marieke Köhntopp hat das Drama gesehen.

Unter dem Sand

07.04.2016 12:00

Regie: Martin Zandvliet; Dänemark/Deutschland 2015 (Koch Media); mit Roland Møller, Joel Basman; 101 Minuten; ab 7. April im Kino

Beim Bau des Atlantikwalls vergruben die Nazis an der dänischen Westküste schätzungsweise 2,2 Millionen Landminen. Nach dem Krieg stellte sich die Frage: Wer holt sie wieder raus?

Natürlich die, die sie auch dort plaziert hatten. Also die übriggebliebenen Deutschen, häufig Jugendliche, die kurz vor Kriegsende die Truppen verstärken sollten. Martin Zandvliet widmet sich einem wenig beachteten Teil der dänisch-deutschen Nachkriegsgeschichte und erzählt von einer zehnköpfigen Gruppe deutscher Jugendlicher (unter den Schauspielern Joel Basman, der schon Nazi-Erfahrung in dem Film »Wir sind jung. Wir sind stark« über Rostock-Lichtenhagen sammeln konnte). Ihre gefährliche Minenräumarbeit bleibt nicht ohne Verluste.

Der dänische Regisseur zeichnet den dänischen Aufseher, Feldwebel Rasmussen, anfangs als harten Deutschenhasser und die Jungnazis als unter seiner Willkür leidende Kinder. Das ist auch schon der Konflikt, den Zandvliet aufmachen will: Darf man Jugendliche, auch wenn sie Nazis sind, zu so einer unmenschlichen Aufgabe zwingen?

Stellenweise ist das Nachkriegsdrama schwer erträglich: Tretminen zerfetzen Menschen, oder man muss ständig fürchten, dass es gleich passiert. Vor allem aber fragt man sich, was der Regisseur nun eigentlich will. Will er etwa zeigen, dass die Dänen, deren Land während des Zweiten Weltkriegs von Deutschen besetzt war, auch böse Menschen sind? Und dass die Deutschen – hier dargestellt als unschuldige Kinder, die doch nur nach Hause wollen – doch nicht nur das schlimme Tätervolk sind?

Mitgefühl stellt sich an keiner Stelle ein, weder für Rasmussen noch für die Jungs. Auch die spätere Wandlung des Feldwebels vom unnachgiebigen Antreiber zum fast väterlichen Beschützer lässt der Zuschauerin nicht warm ums Herz werden. Dafür sind die Landschaftsaufnahmen recht schön, und man sehnt sich im Kino in den letzten Dänemark-Urlaub zurück.

Für Fans von vorhersehbaren Explosionsfilmen noch eine gute Nachricht: Zandvliet arbeitet gerade an einem Spielfilm über den Untergang des russischen Atom-U-Boots Kursk im Jahr 2000. 

Marieke Köhntopp 

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